Journalisten zur Energiewende: Verbraucher als Verlierer

Große Vorbehalte gegenüber notwendiger Technik

Die deutschen Journalisten stehen der Energiewende ausgesprochen skeptisch gegenüber und sehen vor allem die Verbraucher als Verlierer. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie der Duisburger Soziologiestudentin Quinta Quindillan Frances. Sie nutzte ein Praktikum bei der Agentur ECCO Düsseldorf/EC Public Relations GmbH (GPRA) dazu, eine Online-Befragung unter rund 6.000 Journalisten durchzuführen. Rund 530 von ihnen gaben Auskunft.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen eine ähnliche Tendenz wie der gerade veröffentliche GPRA-Vertrauensindex Q4/2013. Diese für die Gesamtbevölkerung repräsentative Umfrage hat ergeben, dass immer weniger Verbraucher an die Energiewende glauben.

Journalisten sind ähnlich distanziert mit ihrem Urteil, obwohl sie ihren Informationsstand für deutlich besser halten als den der Gesamtbevölkerung. Über 90 Prozent von Ihnen bezeichnen ihn als sehr, gut oder mittelmäßig. Ein ähnlich hoher Prozentsatz der Befragten hält hingegen die Bevölkerung nicht für ausreichend informiert.

Ebendiese Bevölkerung, sprich die Verbraucher, wird von der Mehrheit der Journalisten (53,7 Prozent) als Verlierer der Energiewende gesehen. Stadtwerke (64,5 Prozent) und dezentrale Energieversorger (76, 5 Prozent) werden hingegen auf der Gewinnerseite gesehen. Auch die Industrie zählt nach Einschätzung der Journalisten eher zu den Gewinnern (58 Prozent).

Gewinner und Verlierer der Energiewende

Der für die Umsetzung der Energiewende benötigten Technik stehen die Medienvertreter mindestens so kritisch gegenüber wie die Gesamtbevölkerung. Sie wurden gefragt, welche Anlage sie in ihrer Nähe haben möchten. Dabei können Solar- (84,7 Prozent), Wasser- (84,7 Prozent) und Windkraftanlagen (62,5 Prozent) mit einer breiten Zustimmung rechnen. Biomasse- (51,1 Prozent) und Konverteranlagen (51,2 Prozent) erreichen nur noch eine knappe Mehrheit. Hochspannungsleitungen werden dann nur noch von einer Minderheit (28,4 Prozent) toleriert.

Einverständnis

Eine Bürgerinitiative, die sich gegen eine Hochspannungsleitung oder eine Konverteranlage wehrt, kann also nahezu sicher sein, auf Sympathie bei den Medien zu stoßen. Andererseits müssen sich Unternehmen, die in diesen Bereichen aktiv sind, auf medialen Gegenwind einstellen. Information als Gegenmittel scheint hier auch nicht zu wirken, denn selbst Journalisten, die sich regelmäßig mit dem Themenkomplex befassen, zeigen keine höhere Akzeptanz.

Ein widersprüchliches Bild zeigt sich bei der Einschätzung der Offshore-Technik. Einerseits betonen die Journalisten die hohe Kostenbelastung (69,7 Prozent), andererseits sehen sie große Exportchancen (73,4 Prozent). Hier haben sie jedoch auch Vorbehalte, denn 81,6 Prozent der Befragten sehen in den weit von der Küste entfernten Standorten einen deutschen Sonderweg.

Eindeutiger ist da die Meinung zum Desertec-Projekt. Dem Vorhaben, Sonnenstrom aus Nordafrika nach Europa zu leiten wird nur von 15,5 Prozent der Journalisten überhaupt eine Realisierungschance eingeräumt.

Die kompletten Ergebnisse der Studie können hier herunterladen.