Die Medienrevolution findet nicht statt

Klassische Medien beherrschen nach wie vor den Markt der Meinungen


von Lutz Cleffmann, Geschäftsführer ECCO Düsseldorf/EC Public Relations GmbH

Die Nachrichten sind fürwahr erschreckend: Frankfurter Rundschau insolvent, Financial Times Deutschland eingestellt, die Nachrichtenagentur dapd zum zweiten Mal insolvent. Die Götterdämmerung der gedruckten Medien scheint eingesetzt zu haben. Selbst das Fernsehen bleibt nicht verschont. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass sich die jüngere Generation der „Digital Natives” vom TV abwendet.

Es scheint also nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die letzte Zeitung gedruckt, die letzte Fernsehserie gesendet und der letzte Verlag geschlossen ist. Apocalypse zwar nicht now, aber spätetstens tomorrow für alle Medienmacher. Den sozialen Netzwerken gehört die Zukunft, in der Shareconomy informieren sich die User gegenseitig. Wer heute noch Journalist wird, sollte sich schon mal überlegen, wie er mit Hartz IV über die Runden kommt.

So weit die Theorie. Doch wie sieht die Praxis aus? Machen wir einmal den „Faktencheck”. Eines ist klar, die wirtschaftliche Situation der meisten Verlage ist zur Zeit nicht gerade rosig. Liegt das aber daran, dass die Verbraucher die Produkte dieser Verlage nicht mehr haben wollen? Mitnichten, denn die Verbraucher beziehen ihre Nachrichten nach wie vor aus denselben Quellen. Sie vertrauen dem klassischen „Qualitätsjournalismus” in weitaus größerem Maße als die Macher selbst.
Reichweite von online-Medien

Unter den zehn meistbesuchten Nachrichten-Websites findet sich kein einziges Angebot, das nicht zu einem klassischen Printmedium oder Fernsehsender gehört. Auch auf der von http://www.10000flies.de ermittelten Liste der Online-Leitmedien konnte sich im Februar 2012 mit dem satirischen „Postillon” nur ein einziges unabhängiges Medium unter den Top Ten positionieren.

Der klassische Journalismus beherrscht also nach wie vor den Markt der Meinungen. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, wenn es auch manchmal so scheint, als werde Meinung heutzutage auf Facebook und Twitter gemacht. Doch auch der berühmte #aufschrei wäre mit seinen 40.000 Followern eine Randerscheinung geblieben, wären nicht die klassischen Medien darauf eingestiegen.
Online-Leitmedien

Noch lassen sich Journalisten davon antreiben, wenn „ein Thema im Internet heiß diskutiert wird”. Je mehr sie sich aber wieder auf ihre eigentliche Profession besinnen, Dinge auszuwählen und zu bewerten, umso öfter werden wir erleben, dass ein Shitstorm ein Shitstürmchen im Wasserglas bleibt.

Für professionelle Kommunikatoren kann die Devise nur lauten: Social Media ist eine schöne Spielwiese, doch die Musik spielt woanders. Und zwar dort, wo sie schon immer gespielt hat, in der respektvollen und unterstützenden Zusammenarbeit mit Journalisten.